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Wir informieren Sie gerne im Themen-Kontext Zersiedelung!

Siedlungspolitik und Nachhaltigkeit

Motivation - Fehlen von Datengrundlagen für nachhaltigen Wohnbau

Bisher gibt es keine wissenschaftliche Bilanzierung der in Österreich eingesetzten grauen Energie im Zusammenhang mit der Errichtung von Wohngebäuden und deren Erschließung mit der erforderlichen Infrastruktur. Derzeit orientiert sich die energiepolitische Diskussion in hohem Maß am Energiebedarf von Gebäuden in der Betriebsphase und der Energieaufwand, der mit der Errichtung von Erschließungs-Infrastruktur (Straßen, Leitungen etc.) verbunden ist, wird quasi gänzlich ausgeblendet.

Auch im Bereich der sogenannten "Support Measures" (öff. Ausgaben, fiskalische, ordnungspolitische und andere Maßnahmen der öffentlichen Hand, die die Standortentscheidungen von Individuen bzw. die Siedlungsentwicklung insgesamt beeinflussen) fehlen bisher Datengrundlagen, die eine rationale Diskussion auch über deren Ökologisierung ermöglichen.

Weiters sollen die (unterschiedlichen?) Auswirkungen einer Energiekrise - vor allem durch den Energiepreisanstieg in Folge von "Peak Oil" (globales Erdölfördermaximum) ausgelöst - auf verschiedene Siedlungsstrukturen bzw. Teile der Bevölkerung faktenbasiert untersucht und diskutiert werden. Mit-Motivation dafür stellt die Sorge um die Zukunft von hunderttausenden österreichischen Haushalten in den mit Einfamilienhäusern zersiedelten "Speckgürteln" ("Suburbia") dar. Diese, so die Hypothese, werden möglicherweise von der drohenden Energie(preis)krise in ihrem Lebensstandard und -stil im besonderen Maße betroffen sein.

Ziele - Datengrundlagen und Strategie- und Handlungsempfehlungen entwickeln für die Ökologisierung von Flächenwidmung, Wohnraumschaffung und Wohnbauförderung

Das Projekt ZERsiedelt will entsprechend neues Know-how bezüglich "Wohn- und Siedlungsstrukturen in Österreich" in den Themenbereichen "graue Energie", "Support Measures" und (Auswirkungen von) "Peak Oil" schaffen und dieses in die österreichische Energie- und Klimaschutzpolitik in Form von neuen Datengrundlagen und Strategie- und Handlungsempfehlungen einbringen, um so faktenbasiert nachhaltigere Raumplanungs- und Bauentscheidungen zu unterstützen.

Zielgruppen sind dementsprechend die fachinteressierte vorwiegend wissenschaftliche Community, Politiknahe MultiplikatorInnen (Beamte, RaumplanerInnen, Gemeindeverantwortliche) und letztlich die Politik selbst.

Zahlen zur Projektrelevanz - zum Zusammenhang zwischen Zersiedlung und Energiepolitik, Klimapolitik

Folgende grob geschätzten Zahlen, die im Rahmen des Projekts im Detail erhoben werden, unterstreichen die Relevanz des Projekts für die österreichische Energie- und Klimapolitik:

  • Für die Errichtung der Wohngebäude und für deren Aufschließung werden jährlich zwischen drei und zehn Prozent der gesamten in Österreich eingesetzten Energie aufgewendet. (Hohe Bedeutung energieintensiver Baustoffe wie Ziegel, Glas, Beton, Metalle etc. im Bauwerk und von Asphalt und Beton für Zufahrtsstraßen; zusätzlich relevanter Anteil im Verkehr: LKW-Anlieferungen, Baumaschinen etc.).
  • Der Einsatz „grauer Energie“ (und die Treibhausgas-Emissionen) pro Wohneinheit variiert zwischen verschiedenen Bau- und Siedlungsformen um bis zum 5-fachen.
  • Die öffentliche Hand (Bund, Länder, Gemeinden) unterstützt den Wohnbau bzw. die damit verbundene Aufschließung auf vielfältige Weise: Förderungen (alleine die Wohnbauförderung macht pro Jahr rund 2,5 bis 3 Milliarden Euro aus, wovon zw. 0,5 und 1 Mrd. pro Jahr der Förderung neuer Einfamilienhäuser zuzurechnen ist) können auf entsprechender Datengrundlage in Zukunft energieeffizienter orientiert werden; öffentliche Infrastrukturinvestitionen können ihre Tarife (Gemeindestraßen, Wasser- und Abwasserleitungen etc.) unter Einbeziehung der Energie-Dimension kalkulieren etc.
  • Zahlreiche ExpertInnen halten einen Ölpreis von 200 bis 300 Dollar pro Barrel im Lauf des nächsten Jahrzehnts für wahrscheinlich. (Auch die Internationale Energieagentur (WEO 2008) prognostizierte erstmals ein deutliches Ansteigen des Ölpreises). Bei einem Barrelpreis von 250 $ würde ein durchschnittlicher Einfamilienhaushalt in Österreich um mindestens 4.000 Euro mehr pro Jahr für Heizung und Mobilität ausgeben als heuer. Wie wird das die in Österreich typischen Siedlungen freistehender Einfamilienhäuser (mit ein bis zwei PKWs) verändern?